3. Welche konkreten Maßnahmen zur CO₂-Reduktion und für das Erreichen der Klimaneutralität halten Sie auf nationaler Ebene sowie in Ihrem Wahlkreis für vorrangig?
Rita Hagl-Kehl – SPD:
Auf erneuerbare Energien setzen, anstatt noch hundert Jahre lang Atomstrom oder Kohle zu nutzen. Das muss das Gebot der Stunde sein und wir sind sogar bereits auf einem guten Weg. Unternehmen dabei unterstützen, klimaneutral zu produzieren ist auch wichtig. Hilfe zur Selbsthilfe ist hier der richtige Weg. Wer nur Verbote ausspricht, wird die Wirtschaft nur lähmen. Hier sind gezielte Investitionen gefragt.
Sebastian Damm – GRÜNE:
Die Anstrengungen müssen deutlich erhöht werden. Deutschland hat sich verpflichtet, seinen Anteil am Pariser Klimaschutzabkommen beizutragen. Es gibt ein nationales Klimaschutzgesetz, das Bundesverfassungsgericht hat uns dazu verpflichtet, die Lasten der Klimaschutzmaßnahmen nicht auf zukünftige Generationen abzuwälzen. Der Expertenrat für Klimafragen hat gerade wieder festgestellt, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen. Deshalb muss jedes Gesetz, jede Verordnung, die die neue Regierung erlässt, den Klimaschutz immer zentral mitdenken. Für eine breite Akzeptanz der Maßnahmen muss allerdings eine soziale Abfederung eingebaut werden, besonders für die einkommensschwachen Haushalte.
Der größte Block bei den CO2-Emissionen ist immer noch der Sektor Energie. Hier sind in den letzten drei Jahren schon erhebliche Fortschritte im Bereich der Stromversorgung passiert. Es wichtig, den Weg des Ausbaus der Erneuerbaren konsequent weiterzugehen und den Ausbau der Netze und Aufbau von Speicher-Infrastruktur zu intensivieren. Die wasserstofffähigen Backup-Kraftwerke müssen geplant und gebaut werden. Im Verkehrssektor könnte durch angepasste Tempolimits sofort eine Einsparung erreicht werden, und das sogar ohne größere Kosten. Für weitere Maßnahmen speziell im Verkehrssektor siehe nächste Frage.
Muhanad Al-Halak – FDP:
Auch wenn Sie das jetzt vielleicht wenig überraschen mag, aber hier setze ich nach wie vor klar auf marktwirtschaftliche und vor allem technologieoffene Ansätze, um die Klimaneutralität zu erreichen. Ganz zentral dabei ist in jedem Fall die Ausweitung des europäischen Emissionshandels auf alle Sektoren, einschließlich Verkehr und Gebäude. Durch einen einheitlichen CO2-Preis werden Emissionen dort reduziert, wo es am kosteneffizientesten ist. Außerdem braucht es weiterhin Technologieoffenheit im Klimaschutz. Und damit meine ich neben einem Ausbau der klassischen EE insbesondere auch einen deutlichen Wasserstoffhochlauf in Deutschland, um eine klimaneutrale Energieversorgung sicherzustellen. Entsprechende Infrastrukturen müssen absolut prioritär zügig ausgebaut werden. Zudem sollte unser Klimaschutzgesetz reformiert werden, indem mehr Flexibilität bei der Zielerreichung erlaubt ist, um so eine gesamtheitliche Betrachtung der Sektorziele zu erreichen. Aber selbstverständlich spreche auch ich mich für naturbasierte Lösungen wie zum Beispiel verstärkte Wiedervernässung von Mooren aus, solange dies ZUSAMMEN mit den Landwirten geschieht und nicht gegen sie. Denn tatsächlich sind intakte Moore ein unfassbar starker CO2-Speicher, um ein Vielfaches stärker als unsere Wälder.
Florian Mies – FREIE WÄHLER:
Energiewende seriös mit nötiger Grundlast und Speicherkapazität vorantreiben. Regional: Projekte wie Pumpspeicherkraftwerk Riedl endlich realisieren.
Marcus Kiefer – BP:
Der Ausbau regenerativen Energien hat die letzten Jahre in Bayern enorm zugenommen, was positiv erwähnenswert ist. Eine Förderung für klimafreundliche Heizsysteme bei Neubauten und Sanierungen würde hier Sinn machen aber auch eine Rückkehr zur Kernenergie bleibt in Bezug auf die CO2 Bilanz nicht auszuschließen und würde zudem ein großes Stück Unabhängigkeit in der Energieversorgung bedeuten.
Christian Kerschl – ÖDP:
Konkrete Maßnahmen lassen sich kaum beschreiben, weil diese in alle Lebensbereiche einfließen sollten. Damit kann man auch die gesamten Bevölkerung am besten mitnehmen, weil bei allen kleine oder größere Veränderungen in den Alltag einfließen. Man kann ja auch nahezu überall etwas bewirken. Dies kann die Ernährung betreffen, die Fortbewegung, den Arbeitsplatz oder das Wohnen. Positive oder zwangsweise auch negative Effekte würde sich dann auch gerechter aufteilen. Für unseren Landkreis wäre es beispielsweise sehr effektiv, die energetische Gebäudesanierung voranzutreiben: Der Energieverbrauch würde sinken, die Bewohner bekommen dauerhaft niedrigere und vor allem nicht steigende Heiznebenkosten und unsere ansässige Bauwirtschaft bekommt Aufträge.