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„Leider noch lange keine positive Klimabilanz für den gesamten Landkreis“

Aktionsgruppe Klimaentscheid begrüßt jedoch Schwerpunkt Klimaschutz und Ausbau der Personalstellen am Landratsamt

„Wir können uns Landrat Sibler nur anschließen, dass man alles vom Klimaschutz her denken muss. Darum ist uns auch sehr an einer öffentlichen Verdeutlichung der aktuellen Klimaschutzlage im Landkreis gelegen,“ spricht Cornelia Vogl-Dobler die Vorstellung der Klimabilanz für die Liegenschaften des Landkreises im Kreistag Ende September an. „Dabei gilt diese Bilanz aber bisher nur für die Landkreisliegenschaften, den Kreisbauhof und entsprechende Dienstfahrten, und nicht, wie man beim Überfliegen der Überschrift meinen könnte, für den gesamten Landkreis Deggendorf,“ betont sie ausdrücklich.

Welchen Unterschied das macht verdeutlicht ein Blick in den Energiemasterplan für den Landkreis von 2015: Die Landkreisliegenschaften haben im Kreis einen Anteil am Stromverbrauch von 1,1% und von 0,7% bei der Wärme.

Graue Energie und graue Emissionen mitrechnen

„Außerdem müsste die sogenannte ‚graue Energie‘ und die ‚grauen Emissionen‘ mitgerechnet werden, d.h. der Energieeinsatz beim Bauen, Sanieren und Abreißen der Landkreisgebäude, zum Beispiel der verschiedenen aktuellen Schulbaustellen. Pro Tonne verbautem Beton werden z. B. mindestens 0,2 Tonnen CO2 freigesetzt. Genauso ist zu klären, wie es um den ÖPNV steht, der in der vorgelegten Bilanz ebenfalls keine Erwähnung findet“, schaltet sich Brigitte Reinhardt, Kreistagsmitglied für die Grünen, mit ein.

Kompensation reicht nur für Liegenschaften der Landkreisverwaltung und nur über eine begrenzte Zeit

„Bei Gegenrechnung mehrerer hundert Hektar dem Landkreis zuzurechnenden Flächen kommt man auf eine positive Bilanz. Außen vor bleibt dabei die Frage, ob die Landkreisverwaltung diesen Flächenbesitz allein sich selbst zurechnen kann, da es sich hierbei um Besitz der öffentlichen Hand und damit um Allgemeingut handelt,“ wirft Rolf Sihr eine weitere Frage auf.

„Die Klimaneutralität dürfte, so wie gerechnet, auch nur für eine bestimmte Zeit gegeben sein. Der Wald in der Isarmündung zum Beispiel nimmt netto nur solange CO2 auf, wie sich in ihm Holz anreichert, nämlich beim Übergang vom Wirtschaftswald zum Urwald. Wenn demnächst genauso viel Holz vermodert wie an Bäumen neu nachwächst, ist der Effekt vorbei,“ erklärt Georg Kestel, Vorsitzender des BUND Naturschutz Deggendorf. „Bei den angesetzten Grünlandflächen gilt dasselbe Prinzip: Sie können Humus aufbauen, in dem CO2 gespeichert wird, allerdings nur beim Übergang von Intensiv- zu Extensivwiesen. Später zersetzt sich dann dort – auf höherem Gesamtniveau – genausoviel wie gebildet wird. Nur beim Moor ist das anders, hier bildet sich dauerhaft Torf,“ führt er weiter aus.

Dennoch Schritt in die richtige Richtung

„Wir möchten den ersten Schritt zur Klimabilanz für den Landkreis auf keinen Fall kleinreden. Unsere Hoffnung ist, dass sich durch einen engagierten Landkreis, der auf Augenhöhe mit den BürgerInnen agiert, eine Transformation zur Klimaneutralität für den gesamten Landkreis anstoßen lässt. Doch weil wir als Reaktion auf die veröffentlichte Klimabilanz der Landkreisliegenschaften bereits angesprochen wurden, ob wir es als Aktionsbündnis jetzt nicht sein lassen könnten, es sei doch schon alles so positiv bei uns, war es uns ein Herzensanliegen die Bilanz noch einmal in die öffentliche Diskussion zurückzuholen,“ macht Romy Stetter das Anliegen der Gruppe deutlich.

„Wenn man es mit vereinten Kräften schafft im gesamten Landkreis, mit Privathaushalten, Industrie, Verkehr etc. auf eine positive CO2 Bilanz zu kommen, wäre das ein großartiger Erfolg. Doch bis dahin liegt noch einiges vor uns, und wir begrüßen es darum sehr, dass im Landratsamt Klimaschutz zum Thema wird und mit der neuen Stelle die bestehenden Kapazitäten verdoppelt werden,“ fasst Petra Bachmeier den Kanon der Gruppe zusammen. „Schließlich liegt gerade in einer pro-aktiven, unterstützende Rolle etwa bei der Erstellung konkreter Klimaschutzkonzepte für die Kommunen großes Potenzial. Ich sehe das als einen ersten praktischen Schritt in die notwendige Richtung. Schließlich bleiben uns noch 98,9% beim Strom- bzw. 99,3% beim Wärmebedarf ohne positive Klimabilanz“, ergänzt sie.

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