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Humus anreichern, Klima schonen und tolles Gemüse ernten

Aktionskreis Klimaentscheid besichtigt das „Biogartl“ in Neutiefenweg

Trotz frischer Temperatur und Regen machten sich 15 Interessierte am letzten Sonntag zusammen mit Gerhard Geiger auf den Weg über die Anbauflächen des „Biogartls“ in Neutiefenweg in der Gemeinde Aholming. Eingeladen hatte die Aktionsgruppe Klimaentscheid Deggendorf, zusammen mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) und dem BUND Naturschutz (BN). Geiger ist einer der Vorstände des Trägervereins, der den Betrieb finanziert und organisiert. Ziel der Besichtigung war es, das Modell der „Solidarischen Landwirtschaft“, kurz „SoLaWi“, sowie vor allem die besonders bodenschonenden und klimafreundlichen Anbaumethoden kennen zu lernen.

Gerhard Geiger (rechts) erläutert den Anbau im Biogartl bei Neutiefenweg (Gemeinde Aholming) (Bild: G. Kestel)

Bodenbedeckung und Mischkultur auf 1,8 ha

Letztere fielen beim Rundgang über das 1,8 ha große Gelände sofort auf. Wo sonst in der Regel auf die Beseitigung von „Unkraut“ geachtet wird und daher oft der blanke Boden zu sehen ist, sorgen die Betreiber im Biogartl für eine ständige Bodenbedeckung – sei es durch etliche „Beikräuter“ oder durch aufgebrachten Mulch. „Der Boden hier ist im vorderen Bereich lehmiger, nach hinten sandiger – über die Mulchung, zum Teil mit zugekaufter Grün- oder Kleegras-Silage, fördern und füttern wir das Bodenleben, von Regenwürmern bis zu Kleintieren, Bakterien und Pilzen. Das zahlt sich dann im Ertrag aus“, erklärt Geiger bei der Besichtigung. Der Boden würde dabei so wenig wie möglich gestört, also zum Beispiel nicht gewendet und wenn, dann nur ausnahmsweise mit der Grabgabel gelockert oder nur auf wenigen Zentimetern an der Oberfläche gefräst. „Wir pflanzen Mischkulturen, und das fast dreimal so eng wie üblicherweise im Feldanbau. Wichtig ist für unseren Anbau außerdem eine weite Fruchtfolge; wir haben hier 50 Arten Gemüsekulturen in insgesamt 150 Sorten, da ergibt sich der zeitliche Abstand zwischen gleichen oder ähnlichen Kulturen aber fast von selbst.“

Der Boden bleibt nach Möglichkeit bedeckt – durch Pflanzen oder durch eine Mulchschicht (Bild: G. Kestel).

100 Mitglieder im Trägerverein helfen mit, tragen die Kosten und erhalten eine Kiste mit Gemüse pro Woche

Der Anbau ist wenig mechanisiert – bei der nötigen Handarbeit beim Pflanzen, Mähen und Ernten helfen jeweils Vereinsmitglieder mit. Über den Trägerverein mit etwas mehr als 100 Mitgliedern werden auch die Kosten finanziert. Nachdem der Verein erst seit März 2022 an diesem Standort ist, ist das wegen der nötigen Investitionen mit etwa 1000€ pro Mitglieds-Familie noch relativ viel; dem Beitrag von umgerechnet etwa 20 Euro pro Woche steht aber eine Kiste Gemüselieferung wöchentlich gegenüber. „Das Gemüse ist geschmacklich aber auch von ganz außerordentlicher Qualität“, weiß Brigitte Reinhardt vom BN und zugleich Mitglied im SoLaWi-Verein, zu berichten. Außerdem sei der Beitrag auch für sozial Schwächere je nach Selbsteinschätzung reduzierbar.

„Letztes Jahr war ein gutes Gartenjahr, aber natürlich merken auch wir den Klimawandel“, resümierte Geiger das erste Anbaujahr am neuen Standort. Ein Teil der Investitionen ging daher auch in Tropfschläuche zur Bewässerung.

Positive Wirkungen für den Klimaschutz

Für die Effekte des Anbaus in Bezug auf den Klimawandel interessierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Diskussion im Lagergebäude, bei Kartoffelsuppe und warmem Glüh-Most, besonders. „Wenn, wie hier, der Humus im Boden aufgebaut wird, kann damit auch nennenswert CO2 aus der Atmosphäre entzogen werden. Außerdem ist humusreicher und lebendiger Boden sehr viel geeigneter, den knapper werdenden und eher als Starkregen fallenden Niederschlag aufzunehmen“, erklärte Georg Kestel vom BUND Naturschutz dazu. Unter den Besuchern waren auch zwei Nebenerwerbs-Landwirte aus dem südlichen Landkreis. Gerhard Geiger machte daher deutlich, dass über den Klimawandel, die Anpassung daran, Anbaumethoden und Bodenqualität in Internet-Foren auch zwischen konventionellen und biologisch ausgerichteten Landwirten sehr intensiv diskutiert wird. „Das ist oft für alle Beteiligten sehr fruchtbar. Ich finde es schade, dass es solche Foren bisher nur digital und nicht auch auf lokaler Ebene gibt, z. B. in Form eines Stammtisches.“

Soweit möglich will die Aktionsgruppe Klimaentscheid die Idee der Solidarischen Landwirtschaft weiter verbreiten; das Biogartl nimmt noch (begrenzt) Mitglieder auf, denkbar sei aber auch die Gründung von weiteren Ablegern im Landkreis. Damit ließen sich auch die teilweise langen Fahrwege der Mitglieder für Einsätze im „Gartl“ verringern und auch der niedrige Selbstversorgungsgrad bei (Bio-)Gemüse im Land von nur 35 % verbessern. Außerdem will die Gruppe mögliche Partner für die Einrichtung von Foren zum lokalen Wissensaustausch ansprechen.

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