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Auffahrten auf die A92 als Alternative zur umstrittenen zusätzlichen Donaubrücke

Bürgermeister Dr. Moser und eine Mehrheit des Stadtrats verfolgen den Bau einer weiteren Donaubrücke. Diese soll die vor allem zu den Stoßzeiten möglichen Stauungen und Belastungen in Fischerdorf abmildern. Das zuletzt im Jahr 2023 auf ca. 75 Mio Euro geschätzte Projekt ist wegen der Querung der Wasserstraße Donau nicht einfach und unter anderem wegen der hohen Kosten, der Eingriffe in das Landesgartenschaugelände und der negativen Klimaeffekte umstritten.

Die Deggendorfer „Aktionsgruppe Klimaentscheid“ hatte in einem Bürgerantrag verlangt, die Möglichkeiten zur verstärkten Verlagerung von motorisiertem Individualverkehr auf Rad und öffentliche Verkehrsmittel als Alternative zu untersuchen. Der Antrag war in der Oktobersitzung des letzten Jahres von einer Mehrheit des Stadtrates abgelehnt worden. Die im Antrag vertretene Idee gibt die Gruppe grundsätzlich nicht auf, legt aber nun in Bezug auf die Fischerdorfer Verkehrssituation einen zusätzlichen Vorschlag auf den Tisch: In Fischerdorf könnten Rampen als Auf- und Abfahrt auf die A92 gebaut werden.

Auffahrten zur A92 als Alternative zur umstrittenen Donaubrücke

„Das ist zwar grundsätzlich schon mal von der Stadt untersucht worden, aber nur in der einfachsten Form einer geraden Auffahrt. Ergebnis war, dass damit die nötigen Längen von 250 m für die Ein- und Ausfädelspur an der Autobahn nicht zur Verfügung gestellt werden können. Es ist aber durchaus möglich, die genannte Länge zu erreichen, wenn der Startpunkt der Rampe von der Autobahnbrücke über die Hauptstraße weg verlegt wird“, meint Georg Kestel, Vorsitzender des BUND Naturschutz Deggendorf und zugleich in der Klimaschutz-Gruppe aktiv. Kestel, der beruflich als Landschaftsarchitekt arbeitet, hat sich die Idee über die Feiertage näher angesehen. „Es gibt wahrscheinlich sogar mehrere brauchbare Varianten, mit möglichen Anschlüssen westlich oder östlich der Kreuzung. Was nicht geht, aber auch in der Stadt-Variante nicht vorgesehen war, ist die Ab- oder Auffahrt Richtung München. Das halten wir aber auch nicht für notwendig, weil die Auffahrt Plattling Nord für diese Richtung gut erreichbar ist. Die am meisten interessierende Richtung ist von Fischerdorf nach Deggendorf bzw. Richtung B11. Das lässt sich in verschiedener Form von Fischerdorf aus realisieren.“

Variante 1: Auffahrt Richtung Deggendorf von Osten, von der Fischerdorfer Seite

Die einfachste Variante steigt von einer Abzweigung von der Hauptstraße südlich dieser Straße zunächst auf einer Rampe und dann aufgeständert an, überquert die Hauptstraße und erreicht nach wenigen weiteren Metern die Höhe der Autobahn. Ab dort bis zur Autobahnbrücke über die Donau stehen die geforderten 250 m für die Einfädelspur zur Verfügung. Laut Richtlinie für die Anlage von Autobahnen (RAA) soll eine Steigung von 6% nicht über- und minimale Kurvenradien von 30 m nicht unterschritten werden. „Das kann mit den Varianten eingehalten werden. Noch am schwierigsten ist die Ausgestaltung der Anschlüsse an die Hauptstraße – da kann man sicher noch optimieren und z. B. auch über einen Kreisverkehr nachdenken. Uns ging es zunächst vor allem darum, ob solche Rampen überhaupt machbar sind. Die vorgestellten Trassen müsste jetzt ein qualifizierter Straßenplaner überprüfen und noch weiter vertiefen“, so Kestel. Die Aktionsgruppe betont, dass die Rampen und die Einfädelspur natürlich mit Schallschutzwänden versehen werden müssten, wie sie derzeit auch entlang der Autobahn stehen.

Variante 2: Auffahrt von Westen (Bereich ZAW Recyclinghof)

Die Autobahn liegt in Fischerdorf ziemlich genau 10 Meter über dem Gelände, um nach Norden in der nötigen Höhe die Wasserstraße Donau zu überqueren. „Das ist einerseits recht hoch, eröffnet andererseits aber auch die Möglichkeit, neben der Hauptstraße unter der Autobahnbrücke mit einer Rampe durchzugehen und bereits unter der Brücke an Höhe zu gewinnen. Das macht auch Varianten mit einem Anschluss an die Hauptstraße westlich dieser Brücke möglich. Besonders elegant wäre eine Auffahrt auf der Nordseite unter der Brücke durch. Mit normalen Radien und Bauwerken schafft man damit allerdings leider nur eine Einfädelspur von etwa 220 Metern Länge“, so Kestel. Die Aktionsgruppe weist jedoch darauf hin, dass an der A92 in Deggendorf auch an anderer Stelle, etwa bei der Auffahrt Deggendorf Mitte Richtung Plattling, die geforderte Länge nicht erreicht wird – die Einfädelspur ist hier nur etwa 200 Meter lang, obwohl die zulässige Geschwindigkeit dort mit 120 km/h höher ist als im Fischerdorfer Abschnitt Richtung Deggendorf, wo nur noch 100 km/h zulässig sind.

Kostenvorteile, Schonung des Landesgartenschaugeländes und leichtere Realisierung

Die Aktionsgruppe Klimaentscheid sieht für die Rampenlösung etliche gewichtige Vorteile. „Auch wenn die Aufständerung teurer ist als eine reine Erdrampe, liegen die Kosten sicherlich nur bei einem Bruchteil der geschätzten 75 Millionen für die Donaubrücke, die ja auch zwei längere Rampen und zwei neue Anschlusspunkte braucht. Vorteil der Rampen ist außerdem, dass in das Landesgartenschaugelände nicht eingegriffen werden muss“, erklärt Cornelia Vogl-Dobler von der Aktionsgruppe bei der Vorstellung der Rampenlösung in Fischerdorf an der Hauptstraße. Hinzu komme, dass sowohl niedrigere Kosten wie auch geringere Planungs- und Genehmigungsanforderungen die Realisierung leichter und vor allem schneller möglich machen. „Dass bei der derzeitigen Lage der öffentlichen Haushalte in den nächsten Jahren 75 Millionen bzw. mit Kostensteigerungen dann 100 bis 150 Millionen Euro für das Projekt, und davon 20 % durch die Stadt Deggendorf, wirklich zur Verfügung stehen, glauben wahrscheinlich noch nicht mal die eisernen Befürworter“, so Vogl-Dobler weiter.

Verkehrliche Vorteile

Besonders ins Gewicht fallen aus Sicht der Aktionsgruppe aber auch die verkehrlichen Vorteile. „Für die geplante Donaubrücke lassen sich für die zusätzlich nötige Einmündung in die Neusiedler Straße die nächsten Staus schon heute vorhersagen. Denn von der Brücke würde ein nennenswerter Anteil der Fahrzeuge gleich wieder auf die B11 Richtung Grafling auffahren wollen. Dieser Verkehr überlagert sich dann zu den Stoßzeiten mit dem übrigen Verkehr. Mit der Rampenlösung ist dagegen der Anteil der Fahrzeuge, der von Fischerdorf aus auf der B11 Richtung Grafling will, schon auf dieser Straße und muss nicht erst wieder dorthin auffahren.“

Für die örtlichen Verkehre gilt nach wie vor: Radwege und ÖPNV ausbauen

Trotz der genannten Vorteile sieht die Aktionsgruppe die Rampe weiterhin nur als Teil eines Gesamtpaketes. Die Verkehrsuntersuchung zur geplanten Brücke stellt schließlich fest, dass die geplante Donaubrücke vor allem Nahverkehr aufnehmen würde: „Die neue Brücke wird vor allem von Quell- und Zielverkehren aus und nach Fischerdorf (Ort), dem Gewerbegebiet Brunnwiesen und Verkehren aus und in Richtung Natternberg (St 2074) benutzt“, zitiert die Gruppe aus dem entsprechenden Gutachten der Verkehrsplaner der Stadt (Bernard-Gruppe) von 2020. „Das ist Verkehr, der sehr wohl auch auf das Fahrrad bzw. das E-Bike oder den ÖPNV verlagert werden kann. Und das hätte natürlich auch einen messbaren Effekt auf die CO2-Bilanz der Stadt. Voraussetzung sind aber natürlich Investitionen in ein gutes Radwegenetz und einen bedarfsgerechten öffentlichen Verkehr. Für die Radwegeverbindung müsste man z. B. eine gut geführte Abfahrt von der Donau-Radbrücke Richtung Brunnwiesen planen und umsetzen“, stellt dazu Martin Sigl, ein weiteres Mitglied der Gruppe, bei der Vorstellung der Rampenplanung fest.

Die Aktionsgruppe stellt die Überlegungen zu den Rampen mit der Veröffentlichung zur Diskussion. „Die nächsten Schritte sind aus unserer Sicht eine Überprüfung durch Verkehrsplaner und die Konsultation der Autobahn GmbH. Das eine ist schließlich die technische Machbarkeit, das andere sind möglicherweise weitere Kriterien, die bisher vielleicht noch nicht sichtbar wurden, weil ja von Seiten der Stadt die Rampen nach einem ersten erfolglosen Aufschlag nicht weiter untersucht wurden. Wir halten die potenziellen Vorteile einer Rampenlösung aber für so evident und so groß, dass sich eine Prüfung auf jeden Fall lohnt“, betonen die Vertreter der Aktionsgruppe. Die Gruppe geht davon aus, dass bis zu einem Ergebnis einer solchen Prüfung kein Planungsauftrag für die Donaubrücke vergeben wird. Schließlich seien allein schon für Planung, Gutachten, Ingenieurleistungen und Bauüberwachung zur Brücke Kosten von insgesamt fast 7 Millionen Euro veranschlagt.

1 Kommentar

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