6. Die gerade in Bayern übermäßige Flächenversiegelung reduziert nicht nur Lebensräume, sondern führt auch zu Belastungen des lokalen Klimas und des Wasserhaushaltes (Hitzestau und Austrocknung, intensiverer und schnellerer Abfluss von Wasser, Verlust von Grundwasserbildung).
Wie soll aus Ihrer Sicht der übermäßigen Flächenversiegelung entgegengewirkt werden?
Rita Hagl-Kehl – SPD:
Das Gegenteil fördern. Ich habe kein Interesse daran, dass dieses Juwel der Natur nach und nach zu einer Betonwüste verkommt. Wir brauchen einen neuen Ansatz, um verträglich und im Einklang mit der Natur zu leben. Flächensparende Bauweisen und versiegelte Flächen wieder entsiegeln. Mehr Grünflächen in den Städten schaffen. Wir wissen bereits, dass mehr Natur auch zu mehr Zufriedenheit und mehr Glückseligkeit führt. Dieses Wissen sollten wir nicht ignorieren, indem wir wie besessen die nächsten Betonblöcke hochziehen. Ein Umdenken in der Stadtplanung kann hier schon sehr viel bewirken.
Sebastian Damm – GRÜNE:
Flächenversiegelung ist vor allem in Bayern ein Problem. Vor allem durch oft schon vorhandenen Grundbesitz ist die Hürde zum Errichten neuer Häuser für die nächste Generation gering. Es gilt deshalb, Anreize zu schaffen, den Bestand zu erhalten und zu sanieren, ggf. auch Häuser aufzustocken. Auch sollte versucht werden, innerörtliche Bereiche zu verdichten, statt im Umland immer neue Baugebiete auszuweisen. Im Verkehrsbereich muss der Straßenneubau auf ein Minimum beschränkt werden und versucht werden, z.B. durch Angebotsausweitung im ÖPNV bestehende Engpässe ohne mehr Versiegelung zu lösen.
Muhanad Al-Halak – FDP:
Die immer weiter zunehmende Flächenversiegelung ist ganz klar problematisch und verlangt dringend nach entsprechenden Lösungen, wie zum Beispiel Flächen nachhaltig genutzt werden können, ohne dabei jedoch die wirtschaftliche Entwicklung in Bayern zu beeinträchtigen. Im Koalitionsvertrag dieser Bundesregierung, an dem die FDP ja bekanntermaßen mitgewirkt hat, hatten wir das Ziel festgelegt, den täglichen Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke bis spätestens 2030 auf unter 30 Hektar zu reduzieren. Da müssen wir nicht nur dran bleiben, sondern unsere Ziele hier noch weiter ambitionierten und irgendwann dahin kommen, dass jede Flächenversiegelung durch entsprechende Entsiegelungsmaßnahmen ausgeglichen ist. Und nicht nur braucht es eine nachhaltige Flächennutzung, sondern von Beginn an entsprechende Klimaanpassungsmaßnahmen beim Neubau, wie zum Beispiel Versickerungsflächen, begrünte Dachflächen und die Nutzung von weniger reflektiven Oberflächen, um lokales Klima und vor allem den Wasserhaushalt nachhaltig zu schützen. Hier braucht es künftig ganz klar noch mehr Schnittmengen von städtischer Klimaanpassung und Bauleitplanung der entsprechenden Gemeinde. Neben der Verringerung von Versiegelung braucht es aber auch eine deutliche Nachverdichtung in Städten und Gemeinden und eine weitere Innenentwicklung, da wo möglich und angezeigt. Aber auch innovativere Baukonzepte wie die Modulbauweise oder auch eine beschleunigte Digitalisierung in der Stadtplanung können dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck von Bauprojekten zu verringern.
Florian Mies – FREIE WÄHLER:
Urbane Klimaanpassung betreiben. Ein kommunales Thema. Bund könnte mit finanziellen Mitteln unterstützen.
Marcus Kiefer – BP:
Natürlich ist es bestrebenswert vorhandenen Wohnraum und Flächen bestmöglich zu nutzen. Aufgrund der stetig steigenden Bevölkerungszahl könnten gerade in Ballungsgebieten, Hochhäuser eine hilfreiche Alternative darstellen.
Christian Kerschl – ÖDP:
Siehe auch 1ten Satz von Antwort 5 / Abgesehen von der vorrangingen Nutzung von leerstehenden Immobilien gibt es zahlreiche Möglichkeiten, bereits bebaute Grundstücke intensiver zu nutzen. Es gibt bei uns unzählige Parkplätze, die für Erweiterungen Möglichkeiten bieten und die bestehenden Parkplätze in ein Gebäude integriert werden können.
Ein Einfrieren des Pkw- und Lkw-Verkehrs auf jetzigem Niveau oder sogar Verringerung würde auch Straßeneubauten überflüssig machen und eine weitere Flächenversiegelung im Verkehrssektor stoppen.
An dieser Stelle sollte man auch erwähnen, dass sehr wertvolle Flächen wie Moore besser gepflegt bzw. wieder vernässt werden sollten.