Fahrrad-Ortstermin am Schulzentrum an der Eggerstraße
Ein Dutzend Radfahrerinnen und Radfahrer machte sich am Freitagnachmittag, den 25. Juli, mit der „Aktionsgruppe Klimaentscheid“ auf den Weg – genauer gesagt auf den Radweg. Ziel der Aktion war, in einem „Ortstermin“ die Situation rund um das Schulzentrum an der Eggerstraße zu erkunden. Mit dabei waren unter anderem Anita Goller als grüne Stadträtin, Johannes Grabmeier, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Stadtrat, Detlef Brumbi, Elternbeiratsvorsitzender des Robert Koch Gymnasiums, Johannes Scholl, der Verkehrsbeauftragte dieser Schule und Kurt Bayer vom VCD.
„Wie die Stadt auch in einer Pressemeldung vor unserem Ortstermin mitgeteilt hat, soll sich in dem Bereich ja einiges tun. An der Konrad-Adenauerstraße soll einseitig ein Radweg hinzu kommen, quer durch das Schulzentrum eine Verbindung entstehen und zwischen dem Kreisel beim Schulzentrum und der St.-Martin-Kreuzung beidseitig ein Radweg gebaut werden“, erklärte Georg Kestel für die Aktionsgruppe zu Beginn. Neu in der Diskussion sei auch die Möglichkeit, am Hammermühlbach den Radweg bis zur Graflinger Straße zu verlängern. Dies alles wurde erfreut zur Kenntnis genommen – allerdings forderten die Teilnehmer auch – vor allem in Richtung der mitfahrenden Stadträte –, dass den Ankündigungen jetzt die nötigen Haushaltsmittel im Etat der Stadt und die zügige bauliche Umsetzung folgen müssten.
Noch enorm viele Lücken im Radwegesystem
„Schwierig wird es allerdings, wenn man sich über die genannten Bereiche hinaus bewegt“, waren sich die Teilnehmer der Gruppe jedoch am Schluss einig. Nach der Fahrt Richtung Osten, Süden und Westen landete die Gruppe zuletzt auf dem Rewe-Parkplatz, von dem aus der rege Verkehr auf der Aletsberger und der Egger Straße gut zu beobachten war. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stimmten überein, dass gerade dieser Bereich, westlich der Bahnunterführung, für Schulkinder, die mit dem Rad zum Schulzentrum wollen, aktuell kaum zumutbar ist. Das gleiche gelte für die Land-Au. Laut dem erst vor wenigen Monaten veröffentlichten Radwegekonzept wäre das der Weg, über den Schulkinder aus dem östlichen Stadtgebiet, etwa aus dem Bereich Rörerstraße, zum Schulzentrum fahren müssten – letztendlich mitten durch den Industrieverkehr. Es sei erstaunlich, dass für diese Bereiche im Radwegekonzept keine Maßnahmen zu finden seien, meinte die Radlergruppe beim Blick in die entsprechenden Karten. „Eine gewisse Milderung würden 30-er-Zonen bringen, aber eigentlich müssten Straßenabschnitte mit einer derartigen Sammelfunktion mit Radwegen ausgestattet werden“, war das Resumé.

Die neu aufgetauchte Möglichkeit, am Hammermühlbach entlang und weiter über die Trat (oder entlang Bogenbach und über den Suppensteg) zum Schulzentrum zu gelangen, erschien den Teilnehmerinnen und Teilnehmern da durchaus sinnvoll. „Das ist allerdings bisher im Radwegekonzept noch gar nicht enthalten. Das zeigt, dass das Konzept sich weiterentwickeln können muss, wenn plötzlich eine neue Trasse möglich wird“, erklärte Christian Dobler für die Aktionsgruppe Klimaentscheid.

Zusätzlich viele Hindernisse im Detail – echte Radwege sind rar
Insgesamt war das Vorankommen mit dem Fahrrad jedoch bereits auf den gut 5 km, die sich die Gruppe vorgenommen hatte, ziemlich mühsam. Der Wechsel zwischen verschiedenen Wegetypen, auf die Straße und wieder zurück, Drück-Ampeln mit langen Rotphasen, ein im Radweg haltendes Auto, Details wie ein enorm holpriger Übergang über die Kreuzung Graflinger-Mietrachinger Straße und die provisorische Auffahrt von der Eggerstraße zum Bogenbachdamm machten deutlich, dass bisher das Fahrrad als Verkehrsmittel noch nicht richtig ernst genommen wurde, wie einer der Teilnehmer formulierte. Dass man in der selben Qualität und so zügig voran komme wie mit dem Auto, sei selten. „Meist hat man bisher den Eindruck, dass die Radwege eher gebaut wurden, um die Radler von der Straße wegzubekommen, und weniger, damit diese besser vorankommen“, meinte Kurt Bayer vom VCD dazu.
In der Stadt Deggendorf mangelt es an eigenständigen, baulich getrennten Radwegen. Stattdessen werden häufig Mischlösungen angeboten, die weder den Bedürfnissen von Radfahrenden noch von Fußgängerinnen und Fußgängern gerecht werden.
„Ein Beispiel hierfür ist die Graflingerstraße, in der sich Radweg und Gehweg denselben – teilweise schmalen – Raum teilen müssen. Diese unzureichende Lösung führt regelmäßig zu Unsicherheiten und Konflikten im alltäglichen Verkehrsgeschehen – und stellt für beide Verkehrsteilnehmergruppen ein Sicherheitsrisiko dar. Eine moderne, fahrradfreundliche Infrastruktur sieht anders aus“, erklärt Christian Dobler dazu.

Radwegekonzept der Stadt kann nur ein Anfang sein
„Uns ist natürlich bewusst, dass viele mühsame Schritte anstehen. Allein im bestehenden Radwegekonzept sind bereits 160 Maßnahmen vorgesehen – diese reichen von Beschilderung bis zum Radweg-Neubau. Schon unsere kurze Fahrradtour hat jedoch gezeigt, dass die im Konzept genannten Maßnahmen dort nur einen Teil dessen abdecken, was aus Sicherheitsgründen eigentlich erforderlich wäre.“, erklärte Cornelia Vogl-Dobler für die Aktionsgruppe Klimaentscheid. Insofern müssten zum einen jetzt mit den angekündigten Maßnahmen an Egger- und Konrad-Adenauerstraße Nägel mit Köpfen gemacht werden. Zum anderen sollte es einen Fahrplan geben, wie es im Stadtgebiet mit den Investitionen in das Radwegnetz weiter gehen soll. Bestimmte Elemente – wie die geplante Durchführung des Radweges durch den Campus des Schulzentrums müssten sich auch erst noch beweisen.

Und trotz der Fertigstellung des Neubaus des Robert-Koch-Gymnasiums im Sommer 2017 fehlt es dort bis heute an ausreichenden Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Überdachte Fahrradstellplätze sucht man gänzlich vergebens – ein untragbarer Zustand, meinen die Teilnehmer an der Fahrt beim Stopp an der Schule, und sehen den Landkreis Deggendorf als Träger der Schule gefordert.
Einige Teilnehmer konnten direkte Vergleiche mit anderen Städten ziehen. Deggendorf liege danach hinter Städten wie Regensburg und München, aber auch z. B. Straubing zurück. Andersherum müsse man dann aber auch keine Angst wegen der Wirtschaftlichkeit haben: Die Lücken im Netz seien so groß, dass sich jeder hier investierte Euro vielfach rentiere.
Im Herbst soll es weitere „Ortstermine“ geben
Die Aktionsgruppe plant für den Herbst ähnliche Fahrten für das Umfeld des Comenius-Gymnasiums, die Schulen am Pandurenweg (bzw. im geplanten Klosterviertel), der TH Deggendorf und zu weiteren wichtigen Zielpunkten in der Stadt wie dem Bahnhof.
