Menü Schließen

Parlamentarische Anfrage zur „Fernverkehrswirksamkeit“ der Auffahrten auf die A92 in Fischerdorf geplant

Auch MdB Marlene Schönberger (Grüne) unterstützt Aktionsgruppe Klimaentscheid

Deggendorf, 26.Juni 2025 – In einer Videokonferenz trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der Deggendorfer Aktionsgruppe Klimaentscheid am 18. Juni mit der grünen Bundestagsabgeordneten Marlene Schönberger. Im Gespräch ging es erneut vor allem um die Frage, ob und wie sich Auffahrtsrampen auf die A92 in Fischerdorf realisieren lassen.

Die Aktionsgruppe hatte derartige Rampen als erheblich günstigere und schneller realisierbare Alternative zum Neubau einer Donaubrücke ins Spiel gebracht. „Schon anhand der Bilder erscheint es völlig unnötig, für 75 Millionen Euro parallel zu einer voll funktionstüchtigen Brücke eine weitere Brücke zu bauen, anstatt die vorhandene Brücke für den Verkehr nutzbar zu machen“, schilderte die grüne Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger ihre ersten Eindrücke zu den Planungen.

Im Mittelpunkt des Austausches stand die Frage, wie stichhaltig die von der Autobahn GmbH bisher vorgebrachten Argumente gegen die vorgeschlagenen Auffahrten in Fischerdorf seien.

Genannt wurden hier zum einen die engen Abstände zwischen dem Autobahnkreuz und den Auffahrten; hier war man sich einig, dass eine Umstufung zu einer sog. Stadtautobahn durchaus zielführend sein könnte – die Strecke würde dabei nach wie vor Autobahn und Bundesfernstraße bleiben, jedoch eine Entwurfsklasse niedriger eingestuft. Sie hätte dann die Kategorie, die für Autobahnen innerhalb von Siedlungsflächen vorgesehen ist, und die hier auch Erschließungsfunktion mit übernehmen können.

Schwerpunkt „Fernverkehrswirksamkeit“ – Geplante Autobahn-Auffahrt Plattling Mitte hat noch nicht einmal Verbindung zum Fernstraßennetz

Den zweiten Schwerpunkt der Diskussion bildete die „Fernverkehrswirksamkeit“, die in Bezug auf den Neubau einer Anschlussstelle gefordert wird. „Wir denken, dass hier gleiche oder sogar bessere Voraussetzungen gelten wie bei der bereits genehmigten Auffahrt Plattling-Mitte. Diese Anschlussstelle hat aktuell noch nicht einmal Verbindung zum Fernstraßennetz, sondern nur zu einer Gemeindeverbindungsstraße. Die Abstände dort sind ebenfalls alles andere als regelkonform. Die Anbindung dort an die Scheiblerstraße ist örtliches Verkehrsnetz – eine Gemeindeverbindungsstraße ist sozusagen eine Stufe vor dem Feldweg. Die Rampen in Fischerdorf wären dagegen schon heute an eine Staatsstraße angeschlossen, also an das überörtliche Straßensystem“, erklärte Georg Kestel vom BUND Naturschutz für die Aktionsgruppe.

„Die Auffahrten in Fischerdorf erfassen vor allem auch Verkehr aus den Gewerbegebieten Brunnwiesen und Natternberg – das ist ebenfalls vergleichbar mit der Argumentation für Plattling-Mitte. Auch die neue Brücke wird damit begründet, dass sie überörtlichen Schwerverkehr aus Deggendorf fernhalten soll, nämlich die Fahrzeuge, die jetzt über die Maximiliansbrücke und die Hans-Krämerstraße in Deggendorf Mitte auf die B11 fahren“, ergänzt Christian Dobler für die Aktionsgruppe. „Wenn die geplante Brücke nicht überwiegend Fernverkehr bedienen würde, gäbe es zudem keinen Grund, warum der Freistaat Bayern die Baukosten zu 80 % finanzieren sollte. Der Freistaat hat ebenso wenig wie der Bund Veranlassung und Legitimation, mit bayern- oder bundesweiten Steuergeldern rein örtliche Verkehrsprobleme zu lösen.“

Gegenteilige Argumentation zur B15 neu in Landshut

Die grüne Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger bezeichnete die Fernverkehrswirksamkeit auch deshalb als einen besonders interessanten Aspekt, weil bei einem ebenfalls umstrittenen Projekt, der autobahnähnlichen B15 neu in Landshut, genau gegenteilig argumentiert wird. „Die propagierte Umfahrung von Landshut mit der Bundesfernstraße 15 neu wird gerade damit begründet, dass man damit die Stadt von örtlichem Verkehr entlasten könnte“, erklärte Schönberger.

„Wenn in Landshut lokale Entlastung als Argument für ein Bundesfernstraßenprojekt zählt, dann muss auch in Deggendorf objektiv geprüft werden, ob nicht bestehende Infrastruktur effizienter genutzt werden kann – zumal dies deutlich schneller, kostengünstiger und umweltfreundlicher ginge. Gerade angesichts der Klimakrise müssen wir unsere Investitionen kritisch hinterfragen und Alternativen ernsthaft prüfen, bevor neue Flächen versiegelt und Millionen verbaut werden“, so Schönberger weiter.

Zu dem Thema will die grüne Parlamentarierin nun eine Anfrage an das Bundesverkehrsministerium stellen. Darin soll es zum einen allgemein darum gehen, wie „Fernverkehrswirksamkeit“ genau definiert ist, zum anderen aber auch, wie dieser Aspekt im Fall von Landshut und Deggendorf ausgelegt werden soll.
Spätestens mit den Ergebnissen der Anfragen soll es dann auch noch ein Treffen vor Ort geben. „Ich habe schon viele problematische Verkehrsprojekte, kennen gelernt. Aber die Absurdität war selten so ersichtlich wie im Fall der Planung einer teuren neuen Brücke unmittelbar neben einer funktionsfähigen vorhandenen Brücke.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert