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Vorankommen mit dem Rad in Deggendorf

2. Infrastrukturkonferenz der Aktionsgruppe Klimaentscheid Deggendorf

Am Freitag, den 11.Oktober hat die Aktionsgruppe „Klimaentscheid Deggendorf“ ihre zweite Infrastrukturkonferenz im Stadthotel Deggendorf abgehalten. Thema der mit ca. 50-60 Zuhörerinnen und Zuhörern gut besuchten Veranstaltung war dieses Mal die Radinfrastruktur.

Nach einer kurzen Einführung und Vorstellung der Aktionsgruppe „Klimaentscheid Deggendorf“ durch Georg Kestel, Vorsitzender der Kreisgruppe vom Bund Naturschutz in Deggendorf, erwarteten die Besucher zwei sehr interessante Vorträge.

Zunächst berichtete Martina Wermuth, Vorstandsmitglied beim ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) Bayern, wie eine gute Fahrradinfrastruktur aussieht. Der ADFC hat eine Studie zum Potential des Radverkehrs in Auftrag gegeben. Hiernach lässt sich der Radverkehrsanteil bei entsprechenden Bedingungen auf ca. 45 % verdreifachen, und damit ca. 19 Mio. Tonnen CO2 im Jahr einsparen. Dass diese Zahlen keine Utopie sind, zeigen in Deutschland Städte wie Münster (47%), Oldenburg (43%) und Karlsruhe (30%) sowie viele weitere Beispiele in den Niederlanden und Dänemark. Auch die Stadt Tübingen, die Thema eines weiteren Vortrags war, konnte den Radverkehrsanteil innerhalb kurzer Zeit auf 28 % und mehr steigern.

Martina Wermuth berichtete im weiteren Verlauf Ihres Vortrags über die erforderlichen Bedingungen zur Steigerung des Radverkehrs. Hiernach sind dieses insbesondere durchgängige, gute und sichere Radwege, die möglichst baulich getrennt vom Kraftfahrzeugverkehr ausgebildet werden sollen. Ebenso ist die Anbindung an den öffentlichen Verkehr mit einer einfachen und gesicherten Fahrradmitnahme zu gewährleisten. Der Ausbau der Radinfrastruktur muss an der Vision „Zero“ orientiert werden, d. h. keine Toten und Verletzten bei Unfällen. Hierzu zeigte sie an vielen Beispielen gute und schlechte Lösungen und erwähnte die Stadt Straubing, die mit entsprechendem politischen Willen bereits Erfolge bei der Radinfrastruktur erzielen konnte. Bei sicheren Radwegen können Eltern Ihre Kinder bedenkenlos mit den Fahrrad in die Schule, zu Freunden, zum Sport und vielen mehr fahren lassen. Das verrufene „Taxi Mama“ würde dann überflüssig. Abschließend bewarb Frau Wermuth noch den ADFC-Fahrradklima-Test der noch bis zum 30.11.24 läuft. Dieser liefert für viele Städte und Gemeinden wichtige Informationen zu der bestehenden Radinfrastruktur. Um in die Auswertung zu gelangen benötigt es z. B. für Deggendorf jedoch mindestens 50 Teilnehmer, aktuell sind es 11.

In dem zweiten Vortrag berichtete Johannes Schaal, Verkehrsplaner der Stadt Tübingen, über den Ausbau einer guten und sicheren Radinfrastruktur in er Stadt Tübingen. Seit dem Jahr 2020 werden hier ca. 79 € pro Bürger und Jahr (ca. 7 Mio €/Jahr) in die Radinfrastruktur investiert, die Stadt hat etwa 90.000 Einwohner.. Das Ergebnis ist das „Blaue Band“ der dem Radfahrer ein sicheres und schnelles Vorankommen im Bereich der Hauptverkehrsachsen sowie die Anbindung an den Öffentlichen Verkehr, insbesondere beim Bahnhof garantiert. Hierzu wurden auch neue Brücken über den Neckar und die Bahntrasse ausschließlich für den Radverkehr realisiert.

Um das Brückenbauwerk zu schonen und langlebig zu gestalten, wird die Fahrbahn im Winter bei Frost und Schnee beheizt, und nicht mit Salz gestreut – dies hat sich als die wirtschaftlichste Methode herausgestellt. Am Bahnhof wurde ein Parkhaus alleine für ca. 1.100 Fahrräder errichtet. Für eilige Radfahrer, die noch Ihren Zug erreichen müssen, gibt es sogar ein „Garderobenparken“. Hier gibt man sein Rad ab, dieses wird dann sicher abgestellt und auf den Rückweg holt man es wieder ab.

Die Zuhörer im Kolpingsaal waren teilweise sprachlos über das, was alles möglich ist, wenn der politische Wille vorhanden ist. Johannes Schaal betonte ausdrücklich, dass bei dem Verkehrskonzept nicht nur einseitig das Fahrrad betrachtet wird, sondern die gesamte Mobilität vom Fußgänger über den ÖPNV bis zum Kraftfahrzeug. Auch hat man in Tübingen nicht alles neu erfunden. Bevor man losgelegt hat, hat man sich Anregungen in den Niederlanden, der Stadt Utrecht, geholt, wo man bereits seit Jahren eine gute Radinfrastruktur hat.

Zusammenfassend konnten die Besucher im Kolpingsaal interessante Vorträge zur Radinfrastruktur hören. Die Lösungen sind da. Es bedarf zur Umsetzung lediglich den politischen Willen. Die Veranstaltung zeigt einmal mehr, welches Potential das Fahrrad für die Verkehrswende hat.

Abschließend wies Cornelia Vogl-Dobler noch auf die 3. Infrastrukturkonferenz hin, die am Montag, den 11.11.2024 ab 18:00 Uhr wieder im Stadthotel Deggendorf stattfinden wird. „Bei der Veranstaltung im Oktober ging es darum, aufzuzeigen, wie eine gute Radinfrastruktur aussieht und was möglich ist. Bei der 3. Konferenz sollen Stadt und Landkreis Deggendorf darstellen, was man diesbezüglich plant und umsetzen möchte.“

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